Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung.
Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bildung wird vernachlässigt, die akademische Bildung wird immer beliebiger und flacher. Mit dieser These trat Julian Nida-Rümelin, Philosoph und streitbarer Kulturpolitiker, bereits 2014 eine wichtige Debatte los – mit starken Argumenten: Er plädiert für ein Bildungssystem, das sich konsequent an der Vielfalt von Begabungen, Interessen, Berufs- und Lebenswegen orientiert. Das kann durch eine gute und gründliche universitäre Ausbildung geschehen, zu diesem System gehört aber in erster Linie auch die berufliche Bildung, um die Deutschland in der ganzen Welt beneidet wird. Doch im eigenen Land schwindet die Anerkennung für diesen Weg – so entsteht eine Abwärtsspirale, die den Fachkräftemangel noch verstärkt. Es kann nicht sein, dass wegen schiefer internationaler Vergleiche die Stärken des deutschen Bildungssystems geopfert werden, erklärt Nida-Rümelin. Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsamen Ziel: jede Person nach ihren Fähigkeiten zu bilden.